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Pfarrei Sankt Cosmas und Sankt Damian, Eckendorf

Die "alte" Kirche

Rorate 2014

Es wird berichtet, dass der Kölner Erzbischof Siegfried im Jahre 1281 in Eckendorf eine Kapelle zu Ehren des hl. Johannes errichtet haben soll.

1365 wird von einer Kirche mit Friedhof berichtet.

Diese soll im 15. oder 16. Jahrhundert ersetzt worden sein durch eine neue zu Ehren der heiligen Cosmas und Damian.

Im Inventarverzeichnis von Pastor Witsch aus dem Jahr 1847 führt dieser allerdings aus, die vorhandene Kirche sei aus dem 13. Jahrhundert.

Am 16. Januar 1890 tritt Pfarrer Anton Hartmann das Amt des Seelsorgers in Eckendorf an und er beschreibt recht anschaulich den baulichen Zustand der Kirche: „Beim Antritte der Pfarrei Eckendorf, am 16. Januar 1890, fand ich eine kleine, sehr alte, armselige Kirche, die eher den Namen ‚Kapelle‘ verdiente. Sie war sehr niedrig, hatte eine Muldendecke, war feucht und ungesund. Die Decke hatte sich nach der rechten Seite hin stark gesenkt (30 cm), die Mauern waren gerissen. Vorn auf der Westseite, auf welcher die Tür sich befand, saß ein unschönes Türmchen (Dachreiter) auf dem Gebäude. Das Türmchen wankte beim Läuten hin und her. Unter meinem Vorgänger Herrn Peter Jos. Witsch, welcher 40 Jahre lang Pastor hier war, war die Kirche mit Eisenstangen verankert worden, die Risse durch starken Verputz zugeschmiert worden, diese aber waren wieder zum Vorschein gekommen und hatten sich erweitert. Nach mehrmaliger genauer Besichtigung der Kirche und des Glockenturmes war ich von der Baufälligkeit überzeugt. […] Die Sakristei, welche vor dem Chore nach Osten hin stand, war nicht minder baufällig. Der Hochw. Herr Weihbischof Heinrich Feiten zuckte und sah erschrocken nach der Decke, als ob er den augenblicklichen Einsturz befürchte, als er am 7. August 1891 gelegentlich der kirchlichen Visitation die Sakristei betrat mit den Worten: ‚Nun, das sieht aber gefährlich aus.‘ Die Mauern waren gerissen und nach außen gewichen, die Decke hatte sich in der Mitte derart gesenkt, dass sie jeden Augenblick einzustürzen drohte. Kein Handwerker wagte es, eine Reparatur vorzunehmen, weil, wie sie sagten, es gefährlich sei, sich daranzugeben. Also die Kirche, Turm und Sakristei total baufällig.“

Nach langen, zähen Verhandlungen von Pfarrer Hartmann mit den Behörden, dem Bischof, dem Bürgermeister, ja sogar mit den Pfarrangehörigen beschließt der Kirchenvorstand in seiner Sitzung am 11. Januar 1893 den Vertragsabschluss mit dem Baumeister Anton Becker zu Bonn über den Neubau der Kirche.

Am 14. März 1893 beginnen die Abbrucharbeiten der alten Kirche. Beim Abbruch der alten Kirche stellt sich erst recht ihre Baufälligkeit heraus. Es ist überliefert, dass „der Zimmermann sagte, wenn man gewusst hätte, wie es hier gestanden, wäre niemand so kühn gewesen, sich an die Kommunionbank zu knien oder den Chor zu betreten.“

Ob es sich bei der 1893 abgebrochenen Kirche um einen „Neubau“ aus dem Jahr um 1300 bzw. des 15./16. Jahrhundert oder gar um die erstgenannte Kapelle des Jahres 1281 handelt, lässt sich leider nicht mehr feststellen. Pfarrer Hartmann berichtet, dass man bei den Abbrucharbeiten keinen Grundstein und keine Urkunde gefunden habe.

(Aus dem Buch "100 Jahre Eckendorfer Pfarrkirche - Rund um den Kirchturm". Das Buch ist 1993 erschienen, Verlag und Druck: Warlich Druck und Verlagsges.m.b.H., Meckenheim. Alle Rechte und Vertrieb: Katholische Kirchengemeinde, Eckendorf)

Die "neue Kirche"

Grabstein Pfarrer Hartmann

Architekt Becker betraut den Maurermeister und Polier Edmund Schmitt aus Nassau mit den Rohbauarbeiten. Ihm stehen zwei Maurergehilfen und vier Handlanger für die Erstellung des Rohbaus zur Verfügung.

Am 22. Mai 1893, Pfingstmontag, wird die Grundsteinlegung gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt sind die Mauern bereits bis zu den Fensterbänken aufgeführt. In einer feierlichen Prozession wird der bekränzte Grundstein durch das ganze Dorf getragen. Vierstimmiger Gesang und Musik begleiten die Feierlichkeiten, an denen u.a. der Definitor des Dekanates Ahrweiler und Pfarrer von Gelsdorf, Nikolaus Burgund, Pfarrer Karl Dechéne aus Bengen, Kaplan Wilhelm Mertes aus Ahrweiler und Pfarrer Paul Wolber aus Oedingen teilnehmen.

Pfarrer Hartmann ist nicht nur der Initiator des Neubaus, sondern er überwacht die Anlieferung der Baumaterialien, kontrolliert die Bauausführung, sorgt für die rechtzeitige Herbeischaffung der Materialien, bestellt die Fuhrleute, kontrolliert die Lieferungen, führt die Listen, revidiert täglich das Baugerüst, erstellt die Abrechnung mit den Handwerkern und der Lieferungen, besorgt die Einnahmen und Ausgaben und führt über alles genau Buch.

In der Bauausführung lässt Pfarrer Hartmann einige Veränderungen und Verbesserungen vornehmen. So lässt er u.a. entgegen der ursprünglichen Planung eine zweite Sakristei als Paramentenkammer anfügen. Er vermerkt in seinen Aufzeichnungen, diese habe er auch extra bezahlen müssen; sie habe ein beträchtliches Sümmchen gekostet. Auch lässt er den Dachstuhl über dem Schiff und dem Chor in gleicher Höhe ausführen. Einerseits, damit im Winter keine Schneemulde entstehe, andererseits, damit die Kirche nach außen nicht kürzer erscheine, als sie es wirklich ist. Außerdem lässt er die Fenster erweitern und oben mit Maßwerk versehen.

Pfarrer Hartmann hält in seinen Aufzeichnungen fest, dass sich Baumeister Anton Becker sehr nobel und wohltätig zeige. Viele zusätzliche Leistungen am Bau übernimmt Becker auf eigene Kosten.

Über den Maurermeister Schmitt berichtet Hartmann: „[…]Der E. Schmitt arbeitete so fleißig, dass die Leute behaupteten, er arbeite für drei Mann. Für zwei Mann hat er sicher gearbeitet. Die zwei Gehilfen, von denen er auf jeder Seite einen hatte, mussten sich deshalb auch plagen, soviel sie konnten, auch hielt derselbe auf ordentliches Betragen. Es ist während der ganzen Bauzeit kein Tropfen Branntwein getrunken worden. […]“

Der Rohbau ist im September 1893 fertiggestellt. Nach den Zimmermanns- und Dachdeckerarbeiten kann am 14. September 1893, dem Fest der Kreuzerhöhung, das Turmkreuz aufgerichtet werden. Die Montage des Hahns folgt am Kirmesmontag, den 2. Oktober 1893.

Quellenverweis

Wie schon erwähnt, erfährt das Innere der Kirche in den 1960er Jahren durch Renovierungen und die Umsetzung der Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils die größte Veränderung.

(Aus dem Buch "100 Jahre Eckendorfer Pfarrkirche - Rund um den Kirchturm". Das Buch ist 1993 erschienen, Verlag und Druck: Warlich Druck und Verlagsges.m.b.H., Meckenheim. Alle Rechte und Vertrieb: Katholische Kirchengemeinde, Eckendorf)

Innengestaltung und Weihe

Chorfenster

In seinen Aufzeichnungen beschreibt Pfarrer Hartmann mit gewissem Stolz das neue Gotteshaus: „[…]Die neue Kirche steht auf der Stelle der alten, das Chor auf der Stelle der alten Sakristei. Die neue Kirche ist 13 Fuß länger und fünf Fuß breiter als die alte war. […] Zur Verlängerung trat ich sieben Fuß Breite vom Garten ab, was notwendig war schon wegen des Turmbaus […]. Das Schiff der neuen Kirche ist acht Meter breit und 16 Meter lang, der Chor sechs Meter lang und etwas über fünf Meter breit. Der Chor ist auf mein Verlangen hin zwei Fuß breiter und dementsprechend länger und höher gebaut worden, als projektiert war. […]“

Einige Künstler und Handwerker bewerben sich um die Gewerke des Innenausbaus. Glasmaler Adolph Oidtmann aus Aachen erhält den Auftrag für die Herstellung der Fenster. Pfarrer Hartmann berichtet, „das Rundfenster mit dem schönen Bilde der hl. Cäcilia in der westlichen Turmmauer hat er als Andenken machen lassen, es kostet 100 Mark.“

Carl Dörr liefert die Bildhauerarbeiten aus Holz, Stein und Marmor. Der von ihm geschaffene Hochalter, die Seitenaltäre, die Kommunionbank sowie die Kanzel können zum Teil auf alten Fotos noch bewundert werden; in den 1960er Jahren entfernt man sie entsprechend den Vorgaben durch das Zweite Vatikanische Konzil.

Im Juli 1894 sind die Arbeiten der Schreiner, Schlosser, Plattenleger und Glaser vollendet, die Altäre, die Bänke, die Kanzel und die Kommunionbank sind aufgestellt. Hätte nicht der Schlosser mit dem Schloss von der Eingangstür auf sich warten lassen, wäre die Benediktion der Kirche bereits im Juli möglich gewesen. Pfarrer Hartmann hält fest: „Ein beruhigendes Gefühl war es für mich, dass die neue Kirche, sobald sie fertig und ausmöbeliert war, auch vollständig bezahlt war. Kein Pfennig Schuld lastete nach ihrer Vollendung auf ihr. Auch die beiden Sakristeien wurden 1894 ausmöbeliert.“

Am 15. August wird schließlich in Gegenwart von 16 Geistlichen die Benediktion vorgenommen. Die „Deutsche Reichszeitung“ erwähnt besonders: „Herr Hartmann die Festpredigt über die Würde und Heiligkeit des Gotteshauses hielt. Des Redners Bescheidenheit schwieg allerdings von den eigenen Verdiensten beim Neubau der Kirche: allein die Steine reden laut davon und erzählen von der Opferfreudigkeit der Eckendorfer den späteren Generationen, nicht vergessend den Namen des kunstsinnigen Baumeisters, Herrn Becker in Bonn, der hier so zierliches geschaffen.“

Die feierliche Weihe der Kirche erfolgt durch den hochwürdigen Bischof Dr. Michael Felix Korum am 23. Juni 1896.

Seit dem Tag der Weihe hat sich das Innere der Kirche gewandelt. So hat auch der Zweite Weltkrieg Spuren hinterlassen. Durch Luftminen werden die großen Chorfenster herausgedrückt. Die Öffnungen werden halb zugemauert. Erst im Jahre 1964 werden drei neue Fenster durch drei Familien gestiftet. Diese Fenster sind nach Entwürfen des Trierer Kunstmalers Rudi Schillings entstanden. Auffällig sind die tiefen, satten Farben. Sehenswert ist das Farbenspiel, wenn die Morgensonne durch die Chorfenster scheint und den Innenraum der Kirche in blaues oder rotes Licht taucht.

Drei Glocken rufen zum Gebet

glockenweihe-am-05.01.1964

Die älteste Glocke stammt aus dem Jahre 1531. Sie ist unseren Pfarrpatronen, St. Cosmas und Damianus, geweiht und trägt die Inschrift:

S: DAMIANUS. S. COSMAS HEYSCHEN ICH.
IN DYE EHRE GOTZ LUDEN ICH.
JAN VAN TRYER GOUS MYCH. Ao XV c XXXI.

Mit einem Durchmesser von 95 cm und einem Gewicht von etwa 650 kg ist sie die größte der drei Glocken und läutet im Ton g.

In den beiden Weltkriegen werden die Pfarreien angewiesen, Glocken zur Herstellung von Kriegsmaterial abzuliefern. Auch die Eckendorfer müssen Glocken ausbauen. Am 15. Oktober 1942 wird neben der Kriegergedächtnisglocke für die Gefallenen des ersten Weltkrieges aus dem Jahr 1927 auch die Patronatsglocke ausgebaut und in Sinzig abgeliefert. Während die Kriegergedächtnisglocke nicht mehr zurückkehrt, kann die Patronatsglocke nach dem Krieg wieder abgeholt und findet 1949 wieder ihren Platz im Glockenturm.  

Die zweite stammt aus dem Jahre 1927 und ist der Muttergottes geweiht. Auf ihr ist Maria auf der Erdkugel, mit einer Lilie in der Hand, dargestellt. Die Glockeninschrift lautet:

BELLO ABDUCTA
PACE REDUCTA
LAUDO REGINAM PACIS VIRGINEM MARIAM,
GEGOSSEN VON AUGUST MARK IN BROCKSCHEID.

Übersetzt: „Der Krieg hat mich hinweggenommen, der Friede brachte mich zurück, gelobt sei die Jungfrau Maria, die Königin des Friedens.“ Die Marien-Glocke ist mit einem Durchmesser von 74 cm und einem Gewicht von 300 kg die kleinste und läutet im Ton c‘‘.

Diese Glocke ist der Ersatz für eine Glocke, die im ersten Weltkrieg zur Herstellung von Kriegsmaterial abgeliefert werden musste.

Die dritte Glocke wurde am 05. Januar 1964 geweiht. Sie stammt ebenfalls aus der Werkstatt der Firma Mark in Brockscheid, hat einen Durchmesser von 85 cm und läutet im Ton b‘. Die Glocke trägt die Aufschrift:

ST. MICHAEL, BESCHÜTZ MIT SCHILD UND SCHWERTHEIMAT, HIRT UND HERD.

Über der Schrift ist ein Reliefbild des Erzengels angebracht.

(Aus dem Buch "100 Jahre Eckendorfer Pfarrkirche - Rund um den Kirchturm". Das Buch ist 1993 erschienen, Verlag und Druck: Warlich Druck und Verlagsges.m.b.H., Meckenheim. Alle Rechte und Vertrieb: Katholische Kirchengemeinde, Eckendorf)